Der zehnte Teil

Der zehnte Teil

Ist es noch zeitgemäß, den Zehnten zu geben und wen ja, an wen?

In der jüdischen Tradition ist es nicht üblich, den Zehnten zu geben. Jeder gibt, wie er kann und will und wohin er möchte. Es ist lediglich ein Gesetz, also eine Mitzva, überhaupt zu geben, zu teilen und anderen zu helfen. Wenn man im Judentum vom "Zehnten" spricht, wird in erster Linie an einen Minjan gedacht, also die Zahl derer, die sich zusammentreffen müssen, um zu dawenen (beten).

Im Islam gibt es auch nicht den "Zehnten" als Vorschrift zur Abgabe eines Teils seines Einkommens. Man soll anderen helfen. Wie und mit welchen Mitteln ergibt sich letztlich aus jeder einzelnen Situation individuell.


Woher dann im Christentum der "Zehnte" als Vorschrift zur Abgabe an die Gemeinden? Nun, dazu wird oft der zehnte Vers aus Maleachi 3 zitiert, in dem es heißt: "Bringt den Zehnten ganz in das Vorratshaus, damit Speise in meinem Hause sei, und prüft mich doch dadurch, spricht der Herr der Heerscharen, ob ich euch nicht die Fenster des Himmels öffnen und euch Segen in überreicher Fülle herabschütten werde!" gerne wird dann daran Jeremia 29,11 angefügt: "Denn ich weiß, welche Pläne ich für euch habe, spricht der Herr, Pläne, euch wohlhabend zu machen, und nicht, euch zu schaden, Pläne, um euch eine Zukunft und Hoffnung zu geben." Selbst im alten Israel wurde der Zehnte gegeben, wie es heißt in Josua 6,19: "Alle Gegenstände aus Silber, Gold, Kupfer oder Eisen sind dem Herrn geweiht und müssen in seine Schatzkammer gebracht werden." oder noch deutlicher in 3. Mose 27, 30-34: "Ein Zehntel jeder Ernte an Getreide und Früchten ist als heilige Abgabe für mich, den Herrn, bestimmt.   Will jemand den zehnten Teil seines Ertrags jedoch zurückkaufen, muss er zum festgesetzten Preis noch ein Fünftel dazugeben.   Auch von den Rindern, Schafen und Ziegen gehört mir jedes zehnte Tier und gilt somit als heilig. Wenn die Tiere abgezählt werden, darf der Hirte sie nicht so vorbeiziehen lassen, dass nur die schwachen ausgewählt werden. Er darf auch kein gesundes gegen ein krankes austauschen. Sonst fallen beide Tiere unwiderruflich mir, dem Herrn, zu." Und selbst Yeshua sagte zu Rabbinern seiner Zeit in Matthäus 23,23: "Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer! Ihr Heuchler! Sogar von Küchenkräutern wie Minze, Dill und Kümmel gebt ihr Gott den zehnten Teil. Aber die viel wichtigeren Forderungen Gottes nach Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Treue sind euch gleichgültig. Doch gerade darum geht es hier: das Wesentliche tun und das andere nicht unterlassen." Dort wird der Zehnte nicht als unwichtig erklärt, sondern die Kleinkariertheit, mit der der Zehnte gegeben wurde und aber auch, wie andere Dinge darüber hinaus nicht beachtet wurden.


Was heißt das nun für uns? Ganz einfach: Bereits Abraham gab bekanntlich seinen Zehnten, nachdem er eine Schlacht gewonnen hatte. Also gilt das Gebot nicht Christen allein, sondern allen abrahamitischen Religionen. Alle, die im Bund mit dem Schöpfer leben, mit dem auch Abraham (nicht Abram - der "junge" Abraham) lebte, sollen mindestens den zehnten Teil allen Einkommens (Brutto) an eine Gemeinde, die dem Wort des Schöpfers dient, abgeben. Bevorzugt natürlich die Gemeinde, die einen selbst auch unterstützt. Es gibt viele Bücher, Vorträge, Traktate und Meinungen zum Thema. Aber man kann sich dem geschriebenen Wort nicht entziehen, wenn man gleichzeitig im Bund mit dem Ewigen leben möchte. Und es sei gesagt: Der Zehnte ist nicht gleich dem Gebot, anderen helfen zu müssen. Das ist ein anderes. Wir müssen unseren Teil tun, in diesem Fall den Zehnten geben, damit der Ewige, wie versprochen, seinen Teil tun kann, nämlich uns mit Überfluss segnen, damit wir ein Segen für Andere sein können. Immer nach Eins kommt Zwei!


Ich kann also nicht meinen Zehnten um den Teil kürzen, für den ich bereits irgendwo in eine Hilfsorganisation gespendet habe oder gar ganz mit dem Zehnten Patenschaften unterhalten. Das sei Ferne. Der Zehnte dient dem Aufbau und dem Unterhalt der Gemeinde, die sich für das Wort und den Bund des Schöpfers mit den Menschen einsetzt. Ganz praktisch! Auch, dass Gemeinden anderen helfen können. Es geht nicht darum, einen Pastor, einen Priester oder gar eine Religionsgemeinschaft reich zu machen.  Es geht um den Segen, der weitergegeben werden kann. Jederzeit. Spenden an Hilfsorganisationen oder andere Hilfen haben mit dem Zehnten nichts zu tun. Das sind wirklich Leistungen und Beträge, die zusätzlich vom Gesamteinkommen abgehen und richtig dosiert auch niemanden wehtun. Es muss nicht immer Geld gegeben werden, um zu helfen. Manchmal hilft es auch schon meiner Kollegin bei der Arbeit, wenn ich einmal mehr meine freche Klappe halte. Dazu muss ich keine Mission in Afrika leiten. Hilfe beginnt bei rücksichtsvollem Verhalten anderen gegenüber. Ganz praktisch!


Wenn der Ewige möchte, dass ich trotzdem eine Mission wo auch immer auf der Welt leite, wird er mir Mittel und Wege zur Verfügung stellen und zeigen! Leider sind viele Missionen darauf ausgelegt, Mitglieder zu werben und fremden Menschen meine persönliche, oder eine speziell religiöse Ideologie, aufzupressen. So war das vermutlich nie gedacht. Das jedoch ist ein anderes Thema.

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